LUCAS – 35. Internationales Kinderfilmfestival

“3-2-1…FILM AB!!”

Es ist wieder soweit: Vom 02.09. bis 09.09.2012 erhalten 47 Filme aus 24 Ländern (ausgewählt aus 370 eingereichten Titeln) in Frankfurt am Main die Möglichkeit, sich vor einem äußerst kritischen, aber dafür mehr als begeisterungsfähigen (Kinder-)Publikum und der LUCAS Jury (bestehend aus vier SchülerInnen und vier FilmexpertInnen) zu präsentieren. Lang- und Kurzfilme, Trick- und Animationsfilme aus Europa, Indien, China, Vietnam, Iran, Mexiko, Brasilien und den USA spiegeln die brisanten Themen der Gegenwart quer durch die Filmländer wider.

“Kinder sind einerseits die Zukunft, andererseits ist ihre Zukunft zunehmend belastet.” (Petra Kappler, Festivalleiterin). Für sie und mit ihnen geht das älteste Kinderfilmfestival Deutschlands, das 1974 ins Leben gerufen wurde, zum 35. Mal an den Start.

LUCAS ermöglicht seinem Publikum den Einblick in die Lebenswelten von Kindern in anderen Kulturen. Zu erfahren, wie unterschiedlich wir auf dieser Welt leben, erweitert den Horizont immens. Die Feststellung, dass Themen wie Familie, Freundschaft oder Abenteuerlust uns inmitten aller kultureller Unterschiede einen, schafft immer wieder direkte Zugänge in bisher unbekannte Lebenswelten anderer.

Gesellschaftspolitisch relevante Themen finden immer wieder ihren Fokus. Hier geht es beispielsweise um den erfolgreichen Kampf eines Mädchens gegen die Abschiebung der Familie ihres Schulkameraden. Wir sehen in einer Kurzanimation die Bemühungen eines Inuits, der unermüdlich Löcher in der Ozonschicht repariert und erfahren, wie ein Mädchen ihr durch den Tod ihrer Zwillingsschwester ausgelöstes Trauma überwindet.

Sieben Weltpremieren konnten dieses Jahr nach Frankfurt geholt werden. Fünf Lang- und zwei Kurzfilme werden erstmals vor öffentlichem Publikum gezeigt.

In drei Wettbewerben werden Preise vergeben:

Im Wettbewerb Langfilm, der mit 7500 Euro dotiert ist, treten acht Filme gegeneinander an.  Darunter zwei Weltpremieren deutschsprachiger Produktionen: Clara und das Geheimnis der Bären (Schweiz/Dtl. 2012, Regie: Tobias Ineichen) und Die Abenteuer des Huck Finn (Dtl. 2012, Regie: Hermine Huntgeburth).

Der Kurzfilm-Wettbewerb, dessen Preise jeweils mit 3000 Euro dotiert sind, umfasst sieben Kurzspielfilme und neun Kurzanimationen. Sie erzählen etwa wie zwei koreanische Brüder einen Plan austüfteln, um am besten ein Huhn zu klauen oder wie ein Walvogel in die Tiefen des Meeres eintaucht, um einen schönen Tag mit einem Mädchen am Strand zu verbringen. In einem spanischen Kurzfilm geht es um ein Monster, das Socken verschwinden lässt.

Erstmalig in diesem Jahr wird im Rahmen des Jugendfilmwettbewerbs ein eigener Jugendfilmpreis verliehen, über dessen Gewinner eine Jury aus 14- bis 19-Jährigen selbständig entscheidet. Unter den sechs für LUCAS ausgewählten Filmen befinden sich drei skandinavische Produktionen.

Die Vorstellungen finden im Kinosaal des Deutschen Fimmuseums am Schaumainkai 41 und im Cinestar Metropolis an der Eschenheimer Anlage 40 in Frankfurt statt und erstmals auch im Offenbacher Cinemaxx in der Berliner Straße.

Nähre Informationen auf http://www.lucas-filmfestival.de/

DIE TAGE BEI LUCAS 2012

mit kleiner Reise auch in vergangene Festivaljahre

Leider begleiteten mich in der diesjährigen Festivalwoche  parallel andere Verpflichtungen, so dass ich es nicht schaffte, mir alle sich im Wettbewerb befindlichen Filme anzusehen. Aber das, was ich sah, war sehr beeindruckend und konnte mal wieder einen schönen Eindruck darüber verschaffen, wie wichtig die Arbeit an der filmischen Umsetzung auch komplizierter oder emotional schwieriger Stoffe für Kinder und Jugendliche ist.

So lässt sich immer wieder feststellen, wieviel leichter, logischer und gefühlvoller Kinder mit problematischen Situationen umgehen als Erwachsene. Sie stellen Fragen, direkt und unverblümt, kreieren auf phantasievolle Art und Weise Antworten, wenn ihnen diese kein anderer gibt oder geben möchte – und sie sind sehr gut darin, zu begründen, warum ihnen etwas gefallen hat oder nicht. Umso schöner und wichtiger ist es für Filmschaffende, sich einem jungen Publikum stellen zu dürfen. Sie profitieren davon für ihre Arbeit – und erhalten auf diesem Wege nützliche Tipps in Form von Ablehnung oder Zustimmung – oft völlig konträr zu der Meinung des Erwachsenenpublikums (welches normalerweise beurteilt, was “gut” für ein Kind ist).

Rückblick nach 2010 - “Mein liebster Feind”, Regie: Oliver Ussing, Dänemark 2010

Sehr schön war dies im vorletzten Jahr an den Reaktionen des altersgemischten Publikums auf die dänische Produktion “Mein liebster Feind” von Oliver Ussing abzulesen. Auf sehr schonungslose und realistische Weise setzt sich der Film mit dem Thema Mobbing auseinander. Der Regisseur verarbeitete darin, was ihm Kinder aus eigener Erfahrung berichteten – dabei wurden im Film Erwachsene zu völlig gesichtslosen Wesen. Seine Erklärung dafür: Kinder sind in schwierigen Situationen häufig auf sich alleine gestellt, erhalten nicht sofort Hilfe durch jemand anderen, können von sich aus mit niemandem reden – für umso wichtiger empfindet es der Regisseur, ihnen zu vermitteln, wie hilfreich es ist, auf eigenen Füßen zu stehen, sich auf sich selbst zu verlassen und so gestärkt durchs Leben zu gehen.

Erwachsene echauffierten sich im pädagogischen Nachgespräch über die Verwendung von Schimpfwörtern im Film. Der Regisseur reagierte darauf spontan, indem er sich an einen 10-Jährigen Zuschauer wendete: “Du fluchst nie?” Ihm war es wichtig, Natürlichkeit abzubilden, indem er eine Sprache verwendete, die “nah an den Kindern dran ist”. Ussing appelliert mit der Umsetzung seines durchaus “harten” Stoffes an das Empathieempfinden des Einzelnen – und deckte damit im Kinosaal durchaus auch schon manch spürbaren Mangel an eben diesem auf. In jenen Momenten ist es die Aufgabe der Erwachsenen, sich zu fragen, wo in dieser Welt im Umgang mit unseren Kindern etwas verkehrt läuft. Und es ist an ihnen, Gesicht zu zeigen.

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[in Arbeit]

DIE PREISTRÄGER BEI LUCAS 2012:

LUCAS vergibt Hauptpreis an BITTE BLEIB!/BLIJF!

Niederländischer Beitrag siegt beim 35. Internationalen Kinderfilmfestival
Der Preis Bester Langfilm des 35. Internationalen Kinderfilmfestivals LUCAS in Frankfurt am Main geht an den niederländischen Beitrag BITTE BLEIB!/BLIJF! unter der Regie von Lourens Blok.

Der Film erzählt die Geschichte eines Mädchens, das erfolgreich gegen die Abschiebung der Familie ihres Schulfreundes in den Iran kämpft. „Es ist dem Regisseur gelungen, aus einem ernsthaften Thema, nämlich Abschiebung, einen spannenden Kinderfilm zu machen. Man konnte trotzdem immer wieder lachen“, urteilte die aus vier Kindern im Alter von zehn bis 13 Jahren sowie vier Filmexperten bestehende Jury bei der Preisverleihung von LUCAS am Samstagabend im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt am Main. Die Auszeichnung ist mit 7500 Euro dotiert.

LUCAS Preis Bester Kurzfilm und Bester Animierter Kurzfilm
Als besten Kurzspielfilm zeichnete die Jury die dänische Produktion WILDER VOGEL/VILDFUGL (2012) von Jacob Bitsch aus. Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert, ebenso wie der Preis für den besten animierten Kurzfilm, der an PISHTO GEHT WEG/PISHTO UYESZHAYET (2012, R: Sonya Kendel) aus Russland ging.

LUCAS Preis Bester Jugendfilm

LUCAS verleiht 2012 erstmals einen eigenen Jugendfilmpreis. Gewinner ist ON THE ICE (USA 2011, R: Andrew Okpeaha MacLean), ein Drama im schneebedeckten Alaska.

Eine lobende Erwähnung erhielt der deutsche Beitrag FESTUNG unter Regie von Kirsi Marie Liimatainen.

Der Jugendfilmpreis bringt Wertschätzung für Filme zum Ausdruck, die sich an anspruchsvolle Themen wagen und einen Einblick in die Lebenswelt Jugendlicher geben.
Über diesen Wettbewerb mit sechs Filmen entschied eine Jury aus fünf 14- bis 19-jährigen selbstständig.

ECFA Award
Die dreiköpfige Jury der Europäischen Kinderfilmvereinigung ECFA (European Children’s Film Association) verlieh ihren Award an KAUWBOY (Niederlande 2012/R: Boudewijn Koole).
Der Film erzählt von dem 10-jährigen Jungen Jojo, der ein verstoßenes Vogeljunges findet und Freundschaft mit ihm schließt.

LUCAS Publikumspreis
Der Favorit des LUCAS Publikums in der Langfilmsektion ist der französische Animationsfilm DIE DSCHUNGELBANDE/ LES AS DE LA JUNGLE – OPERATION BANQUISE (Frankreich 2011, R: David Alaux, Eric Tosti).

Der Sieger wurde anhand von Stimmzetteln ermittelt.

Das 35. Internationale Kinderfilmfestival zählte in diesem Jahr gut 6000 Besucher bei Vorstellungen in drei Kinos in Frankfurt und erstmals auch in Offenbach.

LUCAS Festivalleiterin Petra Kappler zieht eine persönliche Bilanz: „Das Leitmotiv des diesjährigen Programms ‚Am Ende schaffen sie es doch’ galt gleichermaßen für die anwesenden Gäste aus vielen Ländern, die über alle weltpolitischen Schranken hinweg das Festival miteinander feierten und sich herzlich zugetan waren. Diese Erlebnisse waren ─ neben wunderschönen Filmen und einem tollen Publikum ─ meine persönlichen Highlights.“

Das nächste LUCAS Festival ist für 8. bis 15. September 2013 vorgesehen.